(Paderborn, 13. Juni 2018) Die IG Metall ruft die Beschäftigten der „Perimeter Protection Group“ in Salzkotten ab Mittwochmorgen um 6 Uhr zum unbefristeten Streik auf. Zuvor haben sich in einer Urabstimmung am Montag, den 12. Juni, 90 Prozent der IG Metall Mitglieder des Betriebes für Kampfmaßnahmen und Streik ausgesprochen.
Die Kolleginnen und Kollegen fordern die Wiedereinsetzung eines Tarifvertrages. Ein solcher Tarifvertrag wurde 2012 abgeschlossen. In diesem Vertrag wurden „zur Unterstützung der Restrukturierung und Modernisierung“ des Unternehmens von den Arbeitnehmern erhebliche Zugeständnisse gemacht, wie die Leistung von unentgeltlichen Arbeitsstunden. Umgekehrt gab es dafür von Seiten des Arbeitgebers Investitionszusagen und eine Beschäftigungssicherung. 2016 ist dieser Vertrag ausgelaufen mit der verbindlichen Klausel, dass beide Seiten ab dem 1.4.2016 über einen neuen Tarifvertrag verhandeln müssen.
Diese Verhandlungen werden vom Arbeitgeber strikt abgelehnt. Er will keinen neuen Tarifvertrag sondern nur „betriebliche“ Regelungen, auch wenn dies gesetzlich gar nicht zulässig ist. Perimeter ist einer der weltweit führenden Anbieter von Sicherheitsprodukten im Außenbereich. In Salzkotten beschäftigt das Unternehmen knapp 140 Personen.
Dagegen wehren sich die Beschäftigten aktiv. Zwar sind alle Beschäftigten, die bereits Ende 2016 bei Perimeter gearbeitet haben, durch die „Nachbindung“ des alten Tarifvertrags geschützt, dies gilt aber nicht für diejenigen, die ab 1. Januar 2017 eingestellt wurden. Und die „Nachbindung“ sorgt auch nicht dafür, dass die Beschäftigten von weiteren tariflich vereinbarten Entgelterhöhungen profitieren. So werden von Jahr zu Jahr die Kolleginnen und Kollegen immer weiter von der tarifvertraglichen Einkommensentwicklung abgehängt. Und was man heute nicht verdient, führt auch später zu geringeren Renten und niedrigeren anderen Sozialleistungen.
Ende November 2017 hat die betriebliche Tarifkommission der IG Metall bei Perimeter beschlossen, den Arbeitgeber zu Tarifverhandlungen aufzufordern. Damit wird nichts Unmögliches verlangt. Im Gegenteil: Es geht lediglich um eine Gleichbehandlung wie in den zahlreichen tarifgebundenen Unternehmen der Branche.
Der Arbeitgeber hat die Chance von Gesprächen nicht genutzt. Die Geschäftsführung will offensichtlich allein über die zukünftigen Arbeitsbedingungen und Entgelte bestimmen. Auch wurde das innerbetriebliche Klima mit zuletzt ca. 150 Abmahnungen in den letzten Monaten (also im Durchschnitt 1,1 pro Mitarbeiter) erheblich beeinträchtigt. Ganz zu schweigen von aussichtslosen Gerichtsverfahren gegen Vertreter der IG Metall, die bestenfalls die Kassen prominenter Rechtsanwälte in Paderborn füllen.
Die Verbitterung unter den Kolleginnen und Kollegen ist groß: „Als es dem Unternehmen nicht so gut ging, da haben sie unsere zusätzliche Arbeitskraft gerne genommen. Jetzt wo die Auftragslage ausgezeichnet ist und die Sicherheitstechnik wieder so richtig brummt, da wollen sie uns nicht einmal branchenübliche Löhne zahlen,“ sagt ein Kollege, der lieber ungenannt bleiben möchte.
Und Carmelo Zanghi, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Paderborn, ergänzt: „Mit der klaren Mehrheit von 90 Prozent Zustimmung in der Urabstimmung für diesen Streik haben die Kolleginnen und Kollegen ein deutliches Signal gegeben, der Arbeitgeber muss sich jetzt bewegen. Wir sind weiterhin zu konstruktiven Gesprächen bereit, aber wenn es nötig ist, können wir gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen auch ‚klare Kante‘ zeigen!“.