Am 24. November hat die IG Metall Paderborn ihre diesjährigen Jubilare geehrt. Vier Mitglieder für 70jährige Mitgliedschaft, 10 für 60jährige Mitgliedschaft, 24 für 50jährige Mitgliedschaft, 125 für 40jährige und sogar 226 für 25jährige Mitgliedschaft.
Viele der Jubilare waren persönlich zum Empfang in das Paderborner Welcome Hotel gekommen.
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Josef Voß, ehrenamtlicher Zweiter Bevollmächtigter der Geschäftsstelle Paderborn, begrüßte die Jubilare.
Carmelo Zanghi, Geschäftsführer der IG Metall Paderborn hielt eine kurze Rede zur gegenwärtigen Situation der Gewerkschaft. Bis Ende Oktober habe man schon rund 400 neue Mitglieder aufgenommen, zum großen Teil junge Menschen. Carmelo Zanghi kritisierte nicht nur das Verhalten der FDP in den Sondierungsgesprächen, sondern auch dass Theme, die für Arbeitnehmer wichtig wären, in den Jamaika-Verhandlungen auch keine Rolle gespielt haben. Er appellierte an die Politiker: "ihr seid gewählt und wir erwarten eine Politik für die Menschen.Dazu gehören Gesetze, die der Arbeitszeit Grenzen setzen, paritätische Finanzierung der Krankenversicherung, Sicherheit und berufliche Perspektive in der Industrie 4.0, gleiche Bildungschancen für alle, Gesetze gegen Tarifflucht, höheres Rentenniveau."
Er verwies darauf, dass die IG Metall in der aktuellen Tarifrunde zum ersten Mal seit 30 Jahren wieder ein Arbeitszeitthema in den Vordergrund stellt, die Möglichkeit für zwei Jahre auch einmal seine Vollzeit auf 28 Stunden die Woche zu reduzieren. Im letzten Jahr hatte eine Befragung von über 681000 Beschäftigten gezeigt, dass viele eine Flexibilisierung der Arbeitszeit brauchen, die man selbst beeinflussen kann. "Das Leben ist ja kein Tempomat." so Carmelo Zanghi wörtlich. "Die Geschwindigkeit im Leben ist nicht immer gleich. Manchmal können wir im Job ordentlich Gas geben. Manchmal aber auch nicht: Kinder brauchen ihre Eltern mal mehr, mal weniger. Oder plötzlich haben wir einen Pflegefall in der Familie." Wenn die Arbeitgeber heute dagegen mit der Aussage vom "Facharbeitermangel" antworten, dann sind diese doch selbst dafür verantwortlich, denn nur noch 20 Prozent der Betriebe bilden überhaupt aus.
Für die aktuelle Tarifrunde bekräftigte er, dass man in den Betrieben gut aufgestellt sei. Ab Januar, wenn die Friedenspflicht abgelaufen ist, könne es nicht nur zu ein oder zweistündigen Warnstreiks kommen, sondern durchaus auch mal zu 24-stündigen Streiks, wenn es nicht vorher zu einem Ergebnis mit den Arbeitgebern kommen wird.
Anke Unger vom Deutschen Gewerkschaftsbund hielt eine Laudatio für die Jubilare. Sie ließ noch einmal Revue passieren, was in den jeweiligen Eintrittsjahren der Jubilare in der Welt so passiert sei. Vor 70 Jahren, im Jahre 1947, schlug der amerikanische Außenminister den "Marshall-Plan" vor. Vor sechzig Jahren, 1957, startete die Sowjetunion mit "Sputnik" den ersten Satelliten ins All und schockierte damit die westliche Welt. In Deutschland ging nach 114 Tagen der längste Streik in der Geschichte der Bundesrepublik zu Ende: Die Metallarbeiter in Schleswig-Holstein hatten die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall für Arbeiter durchgesetzt, die später auch in die Gesetzgebung einging. 1967, vor 50 Jahren, protestierte die Jugend gegen den Unsinn des Vietnamkrieges, in den USA wurde die Hippiebewegung "Make Love - not War!" populär. Vor 40 Jahren, 1977, beschloss die IG Metall die Forderung nach der 35 Stunden Woche. In der Bundesrepublik ´wurden im "Deutschen Herbst" der Generalbundesanwalt Buback, der Chef der Deutschen Bank Ponto und der Arbeitgeberpräsident Schleyer Opfer der RAF. Vor 25 Jahren, 1992, wurde in Deutschland die DDR-vergangenheit aufgearbeitet. Viele Menschen waren schockiert über die Enthüllungen in den Stasi-Akten der "Gauck-Behörde". In Rostock gab es erste Ausschreitungen gegen Flüchtlinge und in Mölln wurden gar ausländische Mitbürger von Neonazis durch einen Brandanschlag ermordet.
Sie beendete ihre Rede mit einem nochmaligen ausdrücklichen Dank an die langjährigen Mitglieder. Sie haben gezeigt, dass Solidarität und Engagement auch in schwierigen Zeiten immer wieder zu Fortschritten führen können. Und so werden die Gewerkschaften auch heute ihren Weg fortsetzen für eine Reform der Gesellschaft, für mehr Bildung und Gerechtigkeit.
Sabine Unger und ihre Band spielten viele stimmungsvolle Lieder, in denen auch soziale und gesellschaftskritische Themen angesprochen wurden. Immer wieder wurde mitgeklatscht und mitgesungen.