Unsere diesjährige und siebte Gedenkstättenfahrt in Folge hat uns mit 29 Teilnehmenden nach Hamburg geführt. Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme befindet sich am Ort des ehemaligen Konzentrationslagers im Ortsteil Hamburg-Bergdorf. Wir reisten am Freitag, den 4. Oktober, an und nutzten den gemeinsamen Abend in der Jugendherberge Geesthacht für den thematischen Einstieg. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben schon mehrfach an den Fahrten der letzten Jahre teilgenommen, andere waren zum ersten Mal dabei. Genau so unterschiedlich wie der Erfahrungshintergrund stellte sich auch das Altersspektrum dar: junge Mitglieder aus dem Ortsjugendausschuss kamen mit älteren Kolleginnen und Kollegen aus dem Seniorenarbeitskreis ins Gespräch. Diese generationsübergreifende Fahrt lebt auch von der Unterschiedlichkeit der Teilnehmenden und bietet so besonders will Diskussionsmöglichkeiten, Bezüge zur Vergangenheit und Gegenwart und die Möglichkeit, persönliche Erfahrungen einzubringen.
Den Samstag haben wir nach einem intensiven Kennenlernen und thematischen Einstieg am Vortag in der Gedenkstätte verbracht. Unter pädagogischer Begleitung erkundeten wir in zwei Gruppen das sehr umfassende Gelände der Gedenkstätte und setzten uns im Rahmen der Hauptausstellung „Zeitspuren: Das Konzentrationslager Neuengamme und seine Geschichte“ mit dem ehemaligen KZ an sich auseinander, befassten uns dann aber auch über den Zugang über das ehemalige Klinkerwerk mit den Besonderheiten von Neuengamme. Hamburg sollte als Deutschlands „Tor zu Welt“ repräsentative Großbauten erhalten. Zur Produktion der benötigten Mengen vereinbarten die Stadt und die SS, im Stadtteil Neuengamme ein großes modernes Klinkerwerk zu errichten und die dorthin führenden Wasserwege auszubauen. Die Arbeiten sollten von KZ-Häftlingen geleistet werden. Die SS richtete auf dem Gelände der stillgelegten Ziegelei das Konzentrationslager ein und ließ hier das neue Werk aufbauen. Die Arbeitsbedingungen waren unmenschlich und die Menschen sind durch die Arbeit gestorben. Wie in vielen deutschen Lagern stand hier „Vernichtung/ Tod durch Arbeit“ an der Tagesordnung und die Details, die kleinen Geschichten am Rande, das Ausmaß des Grauens und die vielen biographischen Schicksale von Einzelpersonen, die in der Ausstellung aufgearbeitet wurden wirkten sehr nachhaltig und schockierend. Egal in wie vielen Gedenkstätten man war: trotzdem ist man jedes Mal wieder fassungslos und kann nicht begreifen, was passiert ist.
Sehr spannend war auch die Geschichte der Gedenkstätte, deren Einrichtung viel Protest und Gegenwehr vorausging. Das war ein guter Ansatzpunkt, um darüber ins Gespräch zu kommen, wo wir heute in Deutschland stehen.
Auch im Jahr 2020 werden wir wieder eine Gedenkstättenfahrt unternehmen, da wir es für wichtig und auch notwendiger denn je erachten, die politischen Ziele und die Politik des Nationalsozialismus` aufzuarbeiten und uns diese zu vergegenwärtigen. Niemals vergessen!