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„Kehrtwende“: IG Metall erkämpft deutliche Erhöhung der Benteler-Ausbildungsplätze

Ergänzungstarifvertrag sichert Technologiestandort, Arbeitsplätze und Ausbildungsniveau.

Die Verhandlungen waren auf beiden Seiten kräftezehrend, aber am Ende erfolgreich: Im Rahmen von Änderungen des zukunftssichernden Ergänzungstarifvertrags haben die IG Metall und das Benteler Steel/Tube-Management eine Befriedung in ihrem Ausbildungskonflikt herbeigeführt. Statt der 14 neuen Ausbildungsplätze im letzten Jahr werden 2021 und 2022 mindestens 50 neue Ausbildungsstellen geschaffen, weit überwiegend bei Benteler Steel/Tube in Paderborn. Konrad Jablonski, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Paderborn, kommentiert den neuen Tarifabschluss: „Wir haben wichtige Kompromisse erzielt – mit deutlichen Verbesserungen für die Beschäftigten. Der Standort Paderborn hat bei Benteler eine gute Zukunft, das gilt für Jüngere und Ältere gleichermaßen! Wir haben bis 2023 eine Standort- und Beschäftigungssicherung abgeschlossen. Wie seit 2017 zugesagt, wird ab Anfang 2022 das Entgelt der Beschäftigten wieder das volle Niveau des Flächentarifvertrags der Metall- und Elektroindustrie erreichen. Das sind wichtige Erfolge, um den Technologiestandort Paderborn zu stärken.“



Die jährliche Auszubildendenzahl in Paderborn hatte Benteler zuvor stark abgesenkt: von gut 80 in 2018 auf nur noch 14 in 2020. „Das war für uns ein Alarmsignal“, sagt Manfred Block, IG Metall-Betriebsratsvorsitzender von Benteler Steel/Tube. Gemeinsam mit seinem Gremium, der Jugend- und Auszubildendenvertretung sowie IG Metall und DGB OWL reagierte er mit einer Zukunftskampagne für die Ausbildung. In dessen Verlauf gelang es, mit einer Petition mehr als 2000 Unterstützende aus Stadtgesellschaft, Kirchen, Sport, Kultur und Politik für das Thema zu gewinnen. Block: „Für uns geht es um echte Standort- und Beschäftigungssicherung gemeinsam mit dem Arbeitgeber! Im technologischen Wandel der Automobilindustrie ist das nur möglich, wenn wir bestmöglich Fachkräfte ausbilden. Dank des Tarifabschlusses gibt es jetzt große Übereinstimmungen mit dem Benteler-Management. Bei Zukunftsfragen ziehen wir an einem Strang.“


Weil sich der Ausbildungsmarkt in einer schweren Krise befindet, macht die Benteler-Kehrtwende Hoffnung, findet die DGB OWL-Regionsgeschäftsführerin Anke Unger: „In diesem Jahr ist in manchen Branchen jeder fünfte Ausbildungsplatz weggebrochen. Die abgeschlossenen Ausbildungsverträge liegen auf historisch niedrigem Niveau. Viele interessierte Jugendliche mussten in die Röhre schauen. In dieser Situation stimmt es zuversichtlicher, dass wir trotz der schweren Krise bei Benteler eine Kehrtwende hinbekommen haben. Insgesamt müssen wir dranbleiben: Der Technologiestandort Paderborn hat nur mit Ausbildung eine gute Zukunft!“ Der „tragfähige Kompromiss“ bei Benteler Steel/Tube sei nur dank massiver gesellschaftlicher Unterstützung möglich gewesen, sagt Unger: „Bei allen, die mitgemacht haben, möchten wir uns herzlich bedanken! Gemeinsam können wir etwas verändern. So, wie das Benteler-Management unsere Argumente aufgegriffen hat, werden es auch andere tun.“


Hintergrund zur Änderung des Ergänzungstarifvertrags:

Coronaeinbruch, Automobilzuliefererkrise und hausgemachte Probleme: Benteler Steel/Tube muss, als Teil der Benteler-Gruppe, eine schwere Krise überwinden. In den Änderungen des Ergänzungstarifvertrags hat die IG Metall dem Management mehr Zeit eingeräumt, um zugesagte Zukunftsinvestitionen zu leisten. Neben der Kehrtwende bei der Ausbildung konnte die Gewerkschaft die Standort- und Beschäftigungssicherung bei Benteler Steel/Tube bis Mitte 2023 verlängern. Das ab 2017 abgesenkte Entgeltniveau wird wie bisher geplant ab Anfang 2022 auf das Niveau des Metall- und Elektro-Flächentarifvertrags zurückgeführt.