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Zukunftspläne statt Sozialpläne

Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, war am 23. August zu Besuch in OWL, um sich vor Ort über die Gestaltung der digitalen Arbeitswelt zu informieren. Sie besuchte die Firma "Diebold Nixdorf Systems" sowie "It's OWL" und das Fraunhofer Institut IEM in Paderborn.

"Das was hier in der Region gezeigt wird, hat Vorbildcharakter für Deutschland. Wissenschaft, Arbeitgeber, Betriebsräte und Gewerkschaft gestalten zusammen die Digitalisierung. Es ist gut, dass die Landesregierung das Projekt fördert. So können wir die Folgen besser einschätzen und Chancen nutzen." so Christiane Benner im Pressegespräch am Ende ihres Besuches.

Sie zeigte sich begeistert, wie hier in der Region bei der Digitalisierung immer wieder die Beschäftigten in Rückmeldeprozessen mit einbezogen werden. Wir Metaller wollen die Digitalisierung mitgestalten. Ein weiterer vorbildlicher Punkt sei, wie hier die Unternehmen relativ angstfrei kooperieren und wie für die Veränderungen der Digitalisierung sehr arbeitsplatzbezogen qualifiziert wird. Überhaupt sei es wichtig, "dass der auf Menschen bezogene Aspekt der Arbeit stärker in die universitäre Lehre einfließt, er darf nicht nur in Ringvorlesungen behandelt werden, sondern muss konkret in die Studiengänge integriert werden."

Als eine Konsequenz aus ihrem Besuch möchte Christiane Benner das Thema "Betriebslandkarten", bei denen analysiert wird welche Veränderungen auf den einzelnen Arbeitsplatz zukommen, deutschlandweit übernehmen.

Carmelo Zanghi, Erster Geschäftsführer der IG Metall Paderborn verwies darauf, dass die IG Metall Geschäftsstellen in OWL (Bielefeld, Detmold, Gütersloh-Oelde, Herford, Minden und Paderborn) hatten bereits 2013 zusammen mit dem IG Metall Bezirk NRW die sich abzeichnenden Herausforderungen der Digitalisierung mit einer ersten Fachtagung in Paderborn aufgegriffen. Wir wollten damals und heute nicht, dass Industrie 4.0 nach dem Geschäftsmodell verläuft "... und am Ende machen wir einen Sozialplan für alle die überflüssig sind."

Ute Herkströter, Erste Geschäftsführerin der IG Metall Bielefeld, betonte: "Ich werbe gegenüber unseren Betriebsräten immer mit dem Satz, wir waren noch nie so dicht dran an der Zukunft wie heute. Die Vorreiterrolle, die von den direkt beteiligten Geschäftsführungen, Betriebsräten und Beschäftigten übernommen wurde, wird zunehmend zum Impuls für andere Betriebe, denn Mitgestaltung schafft Mehrwert für beide Seiten."

Professor Dr. Ing. Roman Dumitrescu, einer der Geschäftsführer von "It's OWL" und des Fraunhofer Instituts IEM, betonte: Technologisches Ziel des Clusters sind natürlich "intelligente Maschinen". Aber die allein nützen gar nichts, es ist wichtig diese zum einen in die Wertschöpfungskette der hiesigen Unternehmen zu transformieren und diese Transformation in Beschäftigung zu verwandeln. Am Beispiel der Datenbrille machte er deutlich, diese in die Unternehmen einzuführen, gehe nur wenn man mit den beteiligten Menschen zusammenarbeitet. Man könne sich nicht einfach hinstellen und sagen "Toll, eine neue Technologie, kommt auch noch vom Microsoft, ist also bezahlbar, also einführen." Sondern Beschäftigte stellen sich sofort die Frage: "Werde ich dadurch überwacht?" oder "Gibt es hygienische Probleme, wenn diese von mehreren Personen verwendet werden?". Hier muss man von Anfang an die Menschen mitnehmen, und das geht in den Betrieben nur gemeinsam mit Betriebsräten und Gewerkschaften.

Anders als in der Vergangenheit bei der Einführung neuer Maschinen, bringt die Digitalisierung auch immer eine Veränderung der Produktionsprozesse mit sich. Diese grundsätzliche Gestaltungsoffenheit der Digitalisierung machen sich derzeit Betriebsräte und IG Metall in zahlreichen Betrieben im Dialog mit den Geschäftsführungen, den Technikentwicklern und Wissenschaftlern zur Aufgabe und zunutze.

Wolfgang Nettelstroth, IG Metall Bezirk NRW: "Heute geht es um die Gleichwertigkeit von Mensch, Organisation und Technik. Von Beginn an mitzugestalten macht die industrielle Arbeit am Standort zukunftsfähig. Wir brauchen also Zukunftspläne statt Sozialpläne."

 

 

Die "Lokalzeit OWL" vom WDR 3 Fernsehen berichtete auch über den Besuch.